Ein Spielbericht vom Mannschaftskampf der Ersten in Bellheim am 28. Januar 2018
Nachdem wir für uns etwas überraschend als Tabellenführer der 2. Rheinland-Pfalz-Liga Süd in die Weihnachtspause gingen, punkt- und brettpunkgleich mit dem Post SV Neustadt, mussten wir am 28. Januar beim Absteiger aus der 1. Rheinland-Pfalz-Liga, dem SV Bellheim antreten. Die Voraussetzungen waren alles andere als optimal. Schon im Vorfeld hatten einige Spieler abgesagt, Patrick konnte nicht einspringen und dann kamen kurzfristig weitere Absagen von Stammspielern. Manuel war wahrlich nicht um seine Aufgabe als Mannschaftsführer zu beneiden, da die Bereitschaft der Spieler der 2. Mannschaft, auszuhelfen, ausgesprochen gering ausgeprägt war. Mit Mühe und Not konnten wir aber doch alle acht Bretter besetzen, aber angesichts unserer stark ersatzgeschwächten Mannschaft rechneten wir uns kaum Chancen aus. Doch es sollte alles ganz anders kommen.
Bei der Mannschaftsaufstellung zeigte es sich, dass auch Bellheim keineswegs in Bestbesetzung antreten konnte und auf seine drei Spitzenbretter verzichten musste. Oder hatte sich die Mannschaft gegen den Tabellenführer eh nicht viele Chancen ausgerechnet und wollte seine „teuren“ Spieler für wichtigere Kämpfe schonen? So hatten wir nach der Papierform an den ersten vier Brettern sogar leichte Wertungsvorteile, an den hinteren Brettern war allerdings der Wertungsnachteil eklatant.
In den ersten drei Spielstunden habe ich vom Spielverlauf nicht allzuviel mitbekommen. An meinem Nachbarbrett kam Manuel Gauer in der Eröffnung gehörig unter Druck und Claus-Dieter Barthmusste die Dame für ziemlich unklare Kompensation geben. Auch Wolfgang Hartmanns Stellung gefiel mir Ausgangs der Eröffnung nicht besonders. Lediglich Lena Kalina stand klar besser, die einen Eröffnungsfehler ihres Gegners geschickt – und Dank guten theoretischen Wissens – ausnutzen konnte. Ich hatte auch einen Bauern mehr, allerdings in sehr komplizierter Stellung. Insgesamt war lange alles noch drin. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Als ich das nächste Mal vom Brett aufstehen konnte, hatte Erik Förster den ersten Punkt für uns geholt. Nachdem er sich eigentlich verkombiniert hatte, schaffte er es doch, in ein Turmendspiel mit gleichem Material abzuwickeln, das sogar leicht besser für ihn war. Dieses Endspiel konnte er überraschend schnell für sich entscheiden. Als ich ihm gratulierte, flüsterte er mir zu, dass Claus-Dieter und Wolfgang auch total auf Gewinn stünden. Tatsächlich hatte Claus-Dieter zwar immer noch eine Dame weniger, aber sein Freibauer war nicht mehr an der Umwandlung zu hindern. Spielstand: 0 : 2! Wolfgang hatte mittlerweile auch keine Dame mehr aber dafür jede Menge Material und einen unwiderstehlichen Angriff, der in wenigen Zügen durchschlug. Spielstand: 0 : 3! Bei Adrian Lösch war mittlerweile eine komplizierte Stellung verflacht – Remis. Adrian ärgerte sich zwar nachträglich etwas, dass er seine zeitweise vier Mehrbauern gegen eine Leichtfigur nicht zum Gewinn ummünzen konnte, aber so lautete der Spielstand: ½ : 3 ½ !
Nachdem am Nachbarbrett Manuel seine Stellung konsolidieren und sogar einen Mehrbauern erobern konnte wäre ich mittlerweile mit einem Remis völlig zufrieden gewesen. Mein Gegner wich aber dem Damentausch und dem dann fast zwangsläufigen Friedensschluss aus und ich konnte nach der Zeitkontrolle meine Stellung deutlich konsolidieren, meinen Materialvorteil behaupten und selbst zum Angriff übergehen. In bereits schwieriger Stellung beendete ein grober taktischer Schnitzer meines Gegners abrupt die Partie zum Spielstand: ½ : 4 ½. Damit war der Mannschaftssieg geschafft!
Doch damit nicht genug: Manuel einigte sich mit seinem Gegner auf ein weiteres Remis. Sein zwischenzeitlicher Mehrbauer war auf die Dauer nicht zu halten. Dafür verwertet Lena sicher ihren Vorteil. Ganz souverän schüttelte sie den zwischenzeitlichen Druck ihres Gegners durch Rückgabe ihres Mehrbauern ab und hatte Dank eines gefährlichen Freibauern das weit bessere Endspiel. Nachdem ihr Gegner für den Freibauern eine Figur geben musste, konnte sie den Materialvorteil sicher umsetzen und sie war danach mit Fug und Recht stolz auf ihre Leistung. Es dürfte noch nicht oft vorgekommen sein, dass ein zwölfjähriges Mädchen einen vollen Punkt in einer Rheinland-Pfalz-Liga geholt hat! Auch alle anderen Mannschaftkollegen haben sich sehr mit ihr gefreut!
Eine tolle Leistung zeigte auch Frederick Binet am 7. Brett. Er setzte seinen deutlich wertungsstärkeren Gegner lange Zeit gehörig unter Druck, und geriet nur sehr spät im Endspiel etwas in Nachteil, den er aber recht geschickt ausgleichen konnte und damit einen weiteren halben Punkt zum sensationellen Endstand von 1 ½ : 6 ½ beisteuern konnte.
Dank dieses unerwarteten und insbesondere unerwartet hohen Sieges konnten wir uns sogar um einen Brettpunkt von unserem ebenso siegreichen unmittelbaren Konkurrenten aus Neustadt absetzen. Auf jeden Fall bleibt die Saison spannend und wir können nur hoffen, dass wir an den verbleibenden drei Spieletagen nicht nochmals solche Aufstellungsprobleme bekommen.
Reinhold Weiß